Internationale Jugendbegegnungen wirken, da sind sich alle einig. Aber wie genau wirken sie denn? Das zu dokumentieren und so die Kompetenzzuwächse, die Jugendbegegnungen & Co. schaffen, unkompliziert für den Bewerbungsprozess nutzbar zu machen, ist Ziel des Projekts „SCRIPT“ des Bundesarbeitskreises Arbeit und Leben in Wuppertal. Warum „SCRIPT“ eine wertvolle Ergänzung für bereits bestehende Nachweissysteme wie die Nachweise International etc. ist, erklärt Sebastian Welter vom Arbeitskreis im Interview.
Herr Welter, der Projekttitel „SCRIPT – Verfahren zur kompetenzbezogenen Erfassung von Lernleistungen im Rahmen internationaler Jugendbegegnungen“ erklärt ja schon, worum es in Ihrem Projekt ging. Können Sie das noch etwas ausführen?
Sehr gern. Wir haben ein online gestütztes Dialogverfahren entwickelt, mit dem die Lernleistungen, die Jugendliche in internationalen Begegnungen erbringen, leichter erfasst werden können. Das SCRIPT-Verfahren ist als mehrstufiges Online-Verfahren ausgelegt und als Datenbank programmiert. In dieser Datenbank können Jugendliche ihre Erlebnisse, Erfahrungen und Erkenntnisse selbst einschätzen und beschreiben.
Das klingt erstmal sehr ähnlich wie beispielweise der Youthpass oder die Nachweise International. Was ist der Unterschied?
Das Verfahren soll die bestehenden Systeme ergänzen, indem Jugendliche selbst auswählen, was sie für berichtenswert halten. Sie stellen sich damit zwar nicht eigenständig einen Nachweis aus, legen aber aktiv fest, was, wie, in welcher Reihenfolge in einem Nachweisdokument als Lernleistung auftaucht. Die in der Datenbank hinterlegten Angaben sind an sich noch kein Nachweis, aber eine strukturierte Materialsammlung, mit der individuelle Nachweise ganz einfach erstellt werden können – und zwar so, wie die Jugendlichen es für richtig erachten.
Da das SCRIPT-Verfahren bereits bei der Vorbereitung einer Jugendbegegnung einsetzt, ist es außerdem leichter, Erwartungen und Lernergebnisse abzugleichen. Indem sie ihre Erwartungen in der Datenbank schriftlich fixieren, übernehmen die Jugendlichen Verantwortung für den eigenen Lernprozess, begreifen sich als „Gestaltende“, nicht nur als „Teilnehmende“ an einer Jugendbegegnung. Die in der Datenbank gespeicherten Ergebnisse stehen natürlich über den Zeitraum des Jugendaustauschs hinaus zur Verfügung. Das nimmt den Teamer(innen) zeitlichen Druck: Sie dokumentieren Lernleistungen nicht zwingend während der Jugendbegegnung, sondern können den Nachweis auch im Nachgang erstellen.
Wie muss man sich die Datenbank konkret vorstellen?
In der Datenbank werden Erkenntnisse und Fähigkeiten in verschiedenen Lernbereichen erfasst. Solche Lernbereiche sind zum Beispiel die „Fähigkeit zur Kommunikation“, die „Fähigkeit zum Mitwirken und Gestalten“, oder die „Fähigkeit Ideen und Zielvorstellungen zu entwickeln und umzusetzen“. Die Jugendlichen beschreiben anhand von Situationen oder Beispielen, welche Fortschritte sie in den einzelnen Bereichen gemacht haben.
Was wollte der Arbeitskreis Arbeit und Leben mit dem Projekt erreichen?
Das Ziel von „SCRIPT“ war natürlich, die Anerkennung von non-formalen Lernleistungen zu fördern und damit letztlich junge Menschen bei ihrer beruflichen Integration zu unterstützen. Entsprechend ist die Entwicklung und Erprobung von Verfahren zur Sichtbarmachung und Anerkennung nicht formal erworbener Kompetenzen eine unserer zentralen Herausforderungen.
Wir haben daher bereits in der Vergangenheit an der Entwicklung guter Kompetenznachweisverfahren, wie dem Kompetenznachweis International mitgearbeitet. Trotz guter Qualität des Instruments blieb immer unbefriedigend, dass nicht alle Teilnehmenden einer internationalen Begegnung den Kompetenznachweis erhalten konnten. Der Aufwand für die Teamer/-innen war einfach zu hoch. Mit SCRIPT haben wir eine technische Infrastruktur geschaffen, die diese Prozesse nun vereinfacht.
SCRIPT endet im Dezember 2016. Was ist ihr Fazit zum Projekt? Wie wird es weitergehen?
SCRIPT war ein herausforderndes Projekt. Die Umsetzung war schwieriger als gedacht, da wir sehr unterschiedliche Anforderungen berücksichtigen mussten. Die wichtigste: das beste und pädagogisch sinnvolle an einem guten Dialogverfahren über Kompetenzen herauszufiltern und in die technisch-logische Welt von Datenbanken zu übertragen. Dabei flexibel zu bleiben und den Jugendlichen immer wieder die Möglichkeit zu geben , eine eigene Auswahl von Kompetenzen und Lernleistungen im Online-Prozess zu ergänzen - as hat die konzeptionelle Arbeit erschwert. Wie es nun weitergeht? Es liegt nun die SCRIPT-Datenbank vor, ebenso die Beschreibung des Verfahrens und die Erfahrungsberichte aus der Erprobungsphase. Das SCRIPT-Verfahren steht also interessierten Trägern internationaler Jugendarbeit zur Verfügung. Der Vorteil an dieser Datenbank ist, dass auch die Kompetenzbeschreibungen und das Wording an die entsprechende Zielgruppe anpassbar sind. Wir hoffen natürlich, dass sich möglichst viele dafür entscheiden, SCRIPT einzusetzen – denn das könnte das Ausstellen der Nachweise International, des Youthpass oder anderer Nachweise wesentlich vereinfachen.