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Im Gespräch mit Karin Luomi-Messerer zum Stand von Validierungssystemen in Europa

Wie ist es in der EU um die Nachweis- und Validierungssysteme im Jugendbereich bestellt? Dieser Frage geht die aktuelle Studie des Europäischen Zentrums für die Förderung der Berufsbildung (CEDEFOP) nach. Initiativen aus verschiedenen Mitgliedsstaaten zeigen, wie Validierung in von nicht formaler und informeller Bildung hier bereits umgesetzt wird. Wir haben die Autorin der Studie, Karin Luomi-Messerer, zu den Zielen und Ergebnissen der Studie befragt.

Frau Luomi-Messerer, der kürzlich von CEDEFOP veröffentlichte thematische Bericht zeigt, wie der Stand der Validierungs- und Nachweissysteme derzeit in verschiedenen europäischen Ländern ist. In diesem Jahr haben Sie den Fokus dabei sehr stark auf den Jugendbereich gelegt. Warum dieser spezielle Fokus?

Die 2016 Inventory Länderberichte bzw. der Übersichtsbericht (synthesis report) sind ja noch nicht publiziert, lediglich vier thematische Berichte sind veröffentlicht worden. Einer davon ist dem Thema „Validierung im Pflegebereich und in der Jugendarbeit“ gewidmet. Dieses Thema wurde deshalb gewählt, um die Umsetzung von Validierungsansätzen in spezifischen Sektoren und die jeweiligen Bezüge zum Beschäftigungssystem zu beleuchten. Der Jugendbereich ist dabei insofern von besonderem Interesse, da hier relevante Lernmöglichkeiten in nicht-formalen bzw. informellen Kontexten geboten werden, die in vielen Fällen keinen Bezug zum Qualifikationssystem haben. Die „EU-Strategie für die Jugend“ sowie die Entschließung des Rates vom 27. November 2009 über einen erneuerten Rahmen für die jugendpolitische Zusammenarbeit in Europa (2010-2018) betonen die Bedeutung der Anerkennung der im Kontext der Jugendarbeit erworbenen professionellen Fähigkeiten mit geeigneten europäischen Instrumenten (z.B. dem Jugendpass, der 2006 eingeführt wurde). Auch in der Empfehlung des Rates vom 20. Dezember 2012 zur Validierung nichtformalen und informellen Lernens wird die Wichtigkeit der Zusammenarbeit zwischen Akteuren aus diesem Kontext und dem formalen Bildungsbereich bzw. dem Arbeitsmarkt hervorgehoben.

Sie stellen in der Studie unterschiedliche Initiativen für Validierung vor, die in einzelnen Mitgliedsstatten bereits erprobt werden. Wo sehen Sie zentrale Erfolgsfaktoren, aber auch Probleme bei diesen Initiativen?

Der Jugendbereich kann im Bezug zu Validierung nicht isoliert betrachtet werden. Eine große Rolle spielt jedenfalls, wie Validierungsmaßnahmen im nationalen Kontext geregelt und koordiniert sind und in welchem Ausmaß Validierung nicht-formalen und informellen Lernens insgesamt Akzeptanz findet. Um Validierungsinitiativen für den Jugendbereich nutzbar zu machen, ist es sicherlich erforderlich, VertreterInnen aus dem Jugendbereich in die Entwicklung von nationalen Strategien und Maßnahmen zu Validierung einzubinden und die relevanten Akteure entsprechend zu informieren. Ein zentraler Erfolgsfaktor ist auch die einfache Handhabung von Verfahren und Instrumenten, die im Kontext der Validierung in diesem Bereich verwendet werden (z.B. Portfolios zur Dokumentation erworbener Kompetenzen) sowie deren Akzeptanz innerhalb und außerhalb des Jugendbereichs. Dem Angebot von Beratung und Begleitung in Validierungsprozessen kommt ebenfalls ein hoher Stellenwert zu. Weiters sollte Bürokratisierung und Überformalisierung in diesem Bereich vermieden werden. Dazu scheint es notwendig zu sein, eine gewisse Balance zu finden: Einerseits müssen erworbene Kompetenzen dokumentiert und häufig auch bewertet werden, damit sie für den Erwerb von Qualifikationen oder am Arbeitsmarkt nutzbar gemacht werden können; andererseits würde ein zu starker Fokus auf Bewertung der Arbeit im Jugendbereich, in der Reflexion und Introspektion zentrale Bedeutung haben, nicht gerecht werden.

Ihre Arbeit zeigt: Es gibt noch viel zu tun, denn bislang beschäftigen sich nur einige wenige Länder mit Nachweissystemen im Jugendbereich oder bemühen sich, diese in bestehende nationale Validierungssysteme einzugliedern. Was muss sich aus Ihrer Sicht ändern, um hier zu Verbesserungen zu kommen? Welche zentralen Hemmnisse haben Sie identifiziert?

Zunächst einmal geht es darum, in vielen Ländern nationale Validierungssysteme überhaupt erst zu entwickeln. Wie oben erwähnt, sollten in diese Entwicklung relevante Stakeholder – darunter auch VertreterInnen aus dem Jugendbereich – einbezogen werden. Weiters ist das Bewusstsein in Bezug auf Möglichkeiten und Nutzen von Validierung bei ArbeitgeberInnen und Jugendorganisationen zu entwickeln bzw. zu schärfen. Dazu ist es auch erforderlich, die Wirkung von Validierungsmaßnahmen näher zu untersuchen, um entsprechende Evidenzen schaffen zu können.