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Wanted: Mehr Wertschätzung und Anerkennung für internationale Jugendarbeit

Was haben wir erlebt und gelernt? Und welche Anerkennung wünschen wir uns für unsere Erfahrungen? Beim JugendBarcamp Anfang Oktober 2016 in Berlin diskutierten 40 Jugendliche aus ganz Europa, die zwischen 2014 und 2016 an durch den Innovationsfonds des Kinder- und Jugendplans geförderten internationalen Projekten teilgenommen oder diese als Jugendredaktion medial begleitet haben. Eine Arbeitsgruppe entwickelte einen Fragebogen zum Thema Sichtbarkeit und Anerkennung. Ihr Fazit: Da geht noch was!

Jugend-BarCamp "Innovativ International", Berlin 2016 (Quelle: Christian Herrmann, CC-Lizenz)
Jugend-BarCamp "Innovativ International", Berlin 2016 (Quelle: Christian Herrmann, CC-Lizenz)

Die Jugendlichen haben ganz unterschiedliche Erfahrungen in ihren internationalen Projekten gemacht, alle sind sich jedoch einig: Diese Erfahrungen haben sie nachhaltig geprägt und ihre persönliche Entwicklung positiv beeinflusst. Das schlägt sich auch in einem Fragebogen nieder, den eine Arbeitsgruppe im Rahmen des JugendBarcamps eigenständig entwickelt und ins Englische übersetzt hat. 50 Jugendliche aus den internationalen Projekten haben die Fragen beantwortet, und über 85 % sagen: Die Teilnahme an einem internationalen Angebot hat mich bereichert und war hilfreich für mich.

 

Viel Anerkennung in Familie und Schule

Diese – auch wissenschaftlich immer wieder bestätigten – positiven Wirkungen von grenzüberschreitender Mobilität sollten also Anlass genug sein, die interkulturellen Lernerfahrungen und das Engagement der Jugendlichen auf allen Ebenen der Gesellschaft anzuerkennen. Doch ein Blick in die ausgewerteten Fragebögen zeigt ein durchwachsenes Bild. Zwar ist die Wertschätzung im persönlichen Umfeld, in der Familie und bei den Freunden, „stark“ (41,67%) bis „sehr stark“ (29,17%) und auch im formalen Bildungsbereich Schule schätzten Lehrer die internationalen Projekterfahrungen „stark“ (48,99%). Doch beim Thema Arbeitsmarkt haben die Jugendliche unterschiedliche Erfahrungen gemacht: 34,88% sagen, dass Personaler die Teilnahme an einem internationalen Jugendaustausch oder Workcamp „wenig“ wertschätzen, weitere 30,23% geben ein „starkes“ Interesse des Arbeitsmarktes an.

 

Politik und Medien müssen noch aufholen

Jugend-BarCamp "Innovativ International", Berlin 2016 (Quelle: Christian Herrmann, CC-Lizenz)
Jugend-BarCamp "Innovativ International", Berlin 2016 (Quelle: Christian Herrmann, CC-Lizenz)

Und wie sieht es mit der Anerkennung bei Politiker(inne)n und in den Medien aus? Die Antworten der Jugendlichen im Fragebogen sind eindeutig: Hier ist noch Luft nach oben! Entscheidungsträger/-innen aus der Politik haben bislang nur „wenig“ Anerkennung für die internationalen Erfahrungen von jungen Menschen übrig, sagen 43,48% der Befragten. Und auch in den Medien sei die Sichtbarkeit von internationaler Jugendarbeit und ihrer positiven Wirkungen noch ausbaufähig, meinen 39,13%. So wundert es nicht, dass sich viele Befragte in diesen Bereichen der Gesellschaft deutlich mehr Wertschätzung wünschen – die Anerkennung im persönlichen Umfeld ist ihnen zwar besonders wichtig, doch eine stärkere Resonanz in Politik und Wirtschaft ist mehrheitlich von großer Bedeutung. Denn: Je positiver öffentlich über internationale Jugendarbeit gesprochen wird, desto mehr Jugendliche interessieren sich für die Angebote und bekommen die Chance, an den Angeboten teilzunehmen, so das Fazit beim JugendBarcamp.

Das wär‘s!

Jugend-BarCamp "Innovativ International", Berlin 2016 (Quelle: Christian Herrmann, CC-Lizenz)
Jugend-BarCamp "Innovativ International", Berlin 2016 (Quelle: Christian Herrmann, CC-Lizenz)

Die Anerkennung für internationale Jugendarbeit und deren Wirkungen kann ganz unterschiedliche Facetten haben. Die Jugendlichen haben hier klare Vorstellungen: Mehr Geld braucht es, eine stabile und langfristige Finanzierung für internationale Projekte (über 85%) und deutlich reduzierte Eigenbeiträge – schließlich sollen möglichst alle Jugendlichen von den Lernerfahrungen profitieren können (75%). Um sich angemessen an internationalen Projekten beteiligen zu können, wünschen sich die Jugendliche von Schule und Arbeitgeber mehrheitlich flexiblere Freistellungsmöglichkeiten (über 80%), zudem sollten Lernleistungen im internationalen Kontext stärker auch im formalen Bildungsbereich und auf dem Arbeitsmerkt anerkannt werden (jeweils 71%). Und damit diese Anerkennung künftig schneller und für alle Beteiligten einfacher funktioniert, wünschen sich über 75% der Befragten, dass Nachweissysteme wie digitale Lernabzeichen und Bildungspässe künftig eine größere Rolle spielen. Das sind klare Botschaften an alle beteiligten Akteure!